Google wächst in Manhattan

Meine letzte Reise in die New Yorker start-up Szene ist nun fünf Jahre her. Seitdem hat sich einiges verändert: Noch vor wenigen Jahren verglichen die Medien New Yorks Startup-Ökosystem ständig mit dem Silicon Valley. Diesen Vergleich habe ich bei unserer Reise in den Big Apple nicht mehr gehört. Übrigens kennen die New Yorker keine echte Winterpause zwischen den Jahren. Wir konnten mit Risikokapitalgebern und Gründern sprechen. Sie sagen, dass die Tech-Szene der Stadt „ausgereift“ sei und ein neues Kapitel stabileren Wachstums begonnen hat. 6000 Tech-Start-ups im Big Apple!

Tatsächlich gibt es in New York derzeit 6.300 Startups, und die Zahl der Tech-Jobs stieg im letzten Jahrzehnt um 30 Prozent. Dabei steht jetzt eine echte Konzentration auf die Branchen an, in denen man sich im Big Apple auch wirklich auskennt: Finanzen, Immobilien und Mode.

Nach Angaben der staatlichen Statistiker gibt es 7.500 in New York ansässige Technologieunternehmen, die in den letzten fünf Jahren durch Investitionen in Höhe von 38,4 Milliarden US-Dollar unterstützt wurden. Dieses Wachstum wird von kraftvollen Netzwerken aus Gründerzentren und Universitäten weiter gefördert. Nach wenigen Tagen in Manhattan und ein paar Abenden als Gast einer der unzähligen Veranstaltungen der Stadt, wird man schnell dem Schluss kommen, dass New York für einen Unternehmer immer noch einer der besten Ort auf der Welt ist.

Wachstum im Brooklyner Domino Park. Unsere Werhahn-Mühle in Duisburg ist viel schöner.

Die Energie der Stadt, der Orte und der Menschen, die man kennenlernt, ist sicher nicht in wenigen Worten zusammen zu fassen.

In den fünf Bezirken wetteifern Tausende von Tech-Unternehmen um ihren Platz, von Industrie-Spin-offs bis zu Start-ups im Frühstadium. Während Giganten wie Amazon, Google und Microsoft im Finanzdistrikt, im Meatpacking-District, am Chelsea Market und an der 42. und der 5th Avenue ihre „Claims“ abgesteckt haben, sponsern Unternehmen wie Barclays, SAP und Verizon Innovationsprogramme und Co-working Spaces auch außerhalb Manhattans.

Erfolgsgeschichten gibt es reichlich. Das Co-Living-Startup Common baut ein Immobilienimperium auf. Das Kreativ-Start-up DADA.nyc hat sich zu der führenden Plattform für Künstler und Sammler entwickelt. Weitere Beispiele aus der Champions-League der New Yorker Start-ups: Die Liefer-Plattform „Plated“ ist für 200 Millionen US-Dollar veräußert worden. xVenmo wurde von Paypal für 26,2 Millionen US-Dollar erworben. Source3 wurde bereits in 2017 von Facebook gekauft, während Kickstarter zur Crowdfunding-Plattform geworden ist und Paperspace den virtuellen Desktop immer wieder neu definiert.

Erfolgsgeschichten, die beeindrucken: 

Weitere bemerkenswerte New Yorker Erfolgsgeschichten, die Schlagzeilen machen, sind Etsy, Bonobos, SeatGeek, Warby Parker und Clinicube. Der neueste Trend ist engere Kooperation mit der Industrie – ähnlich den Konzepten im Ruhrgebiet. Start-ups entwickeln sich im Windschatten der Großen weiter. In diesem symbiotischen System wachsen Start-ups nachhaltiger. Der Börsengang, der Exit, hat als Ziel an Attraktivität verloren. Entwickeln, erweitern und Wissen teilen – das ist das Wachstumsrezept der neuen Start-up-Generation. Dies hat zu einem ständig wachsenden, ausgereiften Tech-System geführt, das sich auch geographisch organisiert hat: Das langjährige Herz der Szene, die wenigen Blöcke an der 23rd Street, die allgemein als „Silicon Alley“ bezeichnet wird, blieb die Heimat von weiteren FinTech- und AdTech-Startups. Brooklyn holt am stärksten auf. Der Stadtteil hat führende Unternehmen aus den Branchen UrbanTech, PlantTech und CreativeTech angezogen. Queens ist bekannt für FoodTech- und Biotech-Unternehmen. Harlem und die Bronx beherbergen zahlreiche soziale Unternehmen. Social Entrepreneurship wird gerade an der Ostküste der USA groß geschrieben. Manhattans schickes Chelsea bleibt für seine Fashion-Tech-Unternehmen bekannt.

Der Recito-Tipp: Wer an Veranstaltungen in der Stadt teilnehmen möchte, werfe einen Blick auf Eventbrite, Meetup, Gary´s Guide, gegründet von Gary Sharma, und in den Startup Digest. The Next Web ist Jahr für Jahr Gastgeber einer Konferenz für Technologie-, Kommunikations- und Medienunternehmen in New York. Ein Besuch lohnt.

Übrigens spricht Eines – das sagen alle Gründer unisono – gegen eine Gründung in New York. Die Quadratmeterpreise, die oberhalb des Münchener Niveaus liegen, können auch den enthusiastischsten Gründer schnell entmutigen. Zum Teil öffentlich geförderte Co-working Spaces sind so fester Bestandteil der Technologiekultur von NYC geworden. Mit rund 80 Co-working Spaces aller Größen sind die Möglichkeiten für Synergien und Netzwerke groß.

Beeindrucke Co-working-Spaces 

Unter den Start-up Orten, die wir besuchten, war Rise New York einer der beeindruckendsten. Als Teil von Barclays Open Innovation-Programm ist Rise Horden Magnet für aufstrebende FinTech-Unternehmer. In Soho hatten wir die Gelegenheit, die Farm Soho zu besuchen, die mittlerweile drei Co-working Spaces und Accelatoren betreibt.

Unser Resümee: Das Ruhrgebiet ist als Start-up-Plattform im Industrie und Logistik-Bereich mehr als konkurrenzfähig, aber es fehlt an internationaler Multiplikation. Der Empire State of Mind macht das Gründen in New York attraktiv. Gründerkultur zu pflegen, Mut als Mentalitätskennzeichen zu entwickeln, das bleibt die Aufgabe des Ruhrgebiets. Und da kann man in New York eine ganze Menge lernen. Just think bigger…

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